Wie könnten mögliche Nutzungsszenarien für die Zukunft des Klosters Brede in Brakel aussehen?

Workshopleiterin Mirine Choi griff zur Beantwortung der Frage auf Methoden des Design Thinking zurück:

  1. Kloster und Ort kennenlernen
  2. Stärken und Schwächen herausarbeiten
  3. Wissensträger und -trägerinnen und mögliche Nachnutzer befragen
  4. Probleme analysieren
  5. Konzept entwickeln
  6. Konzept präsentieren und Feedback einholen

1) Kloster und Ort kennenlernen

Die Provinzrätin der Armen Schulschwestern v.U.L.F. führte die Expertengruppe durch die Räumlichkeiten des Klosters und beantwortete Fragen zur Historie und derzeitigen Nutzung der Bereiche: Klausurbereich der Schwestern, Arbeits-und Gemeinschaftsräume, Pflegetrakt, Nähstuben, Kirche, eigenes Gästehaus und Familienzentrum sowie Park und Gärten. Im Familienzentrum hatten die Expertinnen und Experten Gelegenheit, die Bedürfnisse und Vorstellungen der Leitung des herausragenden Familienzentrums abzufragen, und zu erfahren, welche interessanten Zusatzangebote dort auch für die Eltern der Kinder angeboten werden.

2) Stärken und Schwächen herausarbeiten

In Kleingruppen arbeitete das Team am ersten Tag Stärken und Schwächen des Ortes heraus und sah großes Potenzial in der vorhandenen baulichen Substanz, der Lage und den infrastrukturellen Voraussetzungen des Klosters. Die seit mehr als 500 Jahren gelebte augustinische Spiritualität im historischen Ort Kloster Brede und die inhaltliche und örtliche Nähe zur Bildung wurden als Markenzeichen betont. Dem gegenüber stehen hohe Betriebskosten und ein notwendiger Modernisierungsbedarf, um die Nutzung für die dort lebenden Schwestern und künftige Mitnutzer wieder attraktiver zu machen.

3) Wissensträger und -trägerinnen und mögliche Nachnutzer befragen

Noch am gleichen Tag wurden lokale Wissensträger und -trägerinnen zu ihren Vorstellungen zur Zukunft des Kloster Brede interviewt. Ortsansässige Unternehmer, der Bürgermeister, die Schulleitung der angrenzenden Schulen – die von den Schwestern gegründet und bis zur Übergabe an das Erzbistum Paderborn geleitet wurde –, der Leiter des örtlichen Museums und weitere Bürgerinnen und Bürger teilten den Experten und Expertinnen ihre Ideen, Bedenken und persönlichen Geschichten mit. Die Begehung der architektonisch und pädagogisch herausragenden Schulen neben dem Kloster vervollständigten den Eindruck.

4) Problemanalyse

Die Ergebnisse der Gespräche und der Rundgänge wurden nach den Einzelinterviews noch am Abend des ersten Tages von den Expertinnen und Experten zusammengetragen und Herausforderungen für die zukünftige Nutzung umrissen. Ebenso wurden mit vor Ort lebenden Schwestern Einzelinterviews dazu geführt, welche Bedürfnisse auf ihrer Seite vorhanden sind und wie sie sich die zukünftige Nutzung ihres Klosters vorstellen.

5) Konzeptentwicklung

Der zweite Tag war für die Entwicklung von möglichen Nutzungsideen vorgesehen. In Brainstorming-Runden und Kleingruppen wurden unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten herausgearbeitet und visualisiert. Die Vorstellung der Gründung und des Wirkens der Ordensgemeinschaften ermöglichte es den Expertinnen und Experten, das Charisma der Gemeinschaft für zukünftige Nutzungen mitzudenken.

6) Nutzungsideen vorstellen und Feedback einholen

Am dritten Tag des Zukunftslabors wurden der Ordensgemeinschaft und der Öffentlichkeit drei mögliche Nutzungsszenarien vorgestellt.

A. Gemeinsam leben auf der Brede
Auf Basis der Interviews mit den Unternehmen, den Schulen, der Weggemeinschaft der Armen Schulschwestern sowie den vor Ort lebenden Schwestern könnte eine zukünftige Nutzung neben dem Bereich für die Ordensschwestern ein Boarding-Haus, eine Pflegestation, ein Gästehaus, Ausstellungsmöglichkeiten sowie Wohnungen für Familien und ältere Menschen beinhalten. Ebenso wären Zimmer für Gäste und Pilger sowie eine Gastronomie vorstellbar.

B. Bildungscampus Brede
Das zweite Nutzungskonzept baut auf der Historie und der beeindruckenden Schullandschaft der Ordensgemeinschaft auf. Eine sogenannte Zwischenschule/Orientierungsschule, wie sie erfolgreich in Dänemark (Højskole) betrieben wird, könnte jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich vor der Wahl ihres Studiums/ihrer Ausbildung in unterschiedlichen Bereichen (Handwerk, Textilarbeiten, Ernährung) zu erproben. Die umgebenden Wiesen und Gärten könnten von den Auszubildenden für die Versorgung des Klosters und für eine Pilgerherberge mit Gastronomie bewirtschaftet werden.

C. Eine neue gemeinsame Verantwortung/Trägerschaft für die Brede
Das dritte Nutzungsszenario baut auf der Idee auf, dass das Kloster künftig von einer neuen Trägergemeinschaft genutzt und betrieben wird. Hier wurden die Bedürfnisse aus den Gesprächen mit den geladenen Gästen und Schwestern zusammengefasst und es wurde eine Genossenschaft oder ein Verein vorgeschlagen, um diese Ideen gemeinsam umzusetzen.

Es braucht jetzt Mut, Lösungen für die Zukunft zu finden

Die Reaktion auf die entwickelten Ideen war sehr positiv. Der Bürgermeister zeigte sich beeindruckt von den in kurzer Zeit entwickelten Nutzungsszenarien und versprach, sich für deren Umsetzung in der Stadt zu engagieren. Die Expertinnen und Experten sowie die Gäste waren sich einig, dass eine zukünftige Nutzung den Geist und die Spiritualität der ursprünglichen Gemeinschaft und die Bedeutung des Orts für die Stadt und die Region aufrechtzuerhalten hat.

Die Initiatorinnen & Workshopleiterinnen

Ulrike Rose

Initiatorin und Projektleitung; Baukulturvermittlerin, Vorsitzende des Vereins Zukunft Kulturraum Kloster

Franziska Fruth

Redaktion Wissensportal Transformation Klöster; Lehrerin am Jüdischen Gymnasium in München, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Zukunft Kulturraum Kloster

Mirine Choi

Workshopleitung; Agile Coach, berät das Bundesinnenministerium zu Digitalisierung und kollaborativem Arbeiten

Paula Oster

Unterstützung Projekt- und Workshopleitung; Kulturmanagerin, Kommunikationswissenschaftlerin und Mediatorin

Die Experten

Annette Nothnagel

Leitung REGIONALE 2022 Ostwestfalen urbanland. Langjährige Erfahrung mit Strukturförderung NRW, Internationale Bauausstellung IBA Emscher Park, REGIONALE Bergisches Land u. a.

Rolf Novy-Huy

Vorstand Stiftung trias, Experte für gemeinwohlorientierte Gemeinschaftsprojekte, Bodenpolitik und Erbbaurecht

Ulrike Rothe

Architektin, Inhaberin von form plus, Leipzig, betreut für die IBA Thüringen zahlreiche Umnutzungsprojekte für die Evangelische Kirche Mitteldeutschlands (EKM)

Amandus Samsøe Sattler

Architekt und Gründungspartner des Architekturbüros Allmann, Sattler, Wappner in München, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)

Franz-Josef Wagner

Organisationsentwickler und Berater von zahlreichen Ordensgemeinschaften. Moderator von General- und Sachkapiteln, der IBFAG-Mitgliederversammlungen, langjährige Leitung des Personalbereichs in internationalen Unternehmen

Paul Wennekes

Koordinator Projekt Networking Intentional Christian Communities NICC, engagiert sich für das spirituelle Erbe von Ordensgemeinschaften in den Niederlanden, Flandern und Deutschland

Aus der Kongregation

Sr. Maria-Theresia

Provinzrätin Arme Schulschwestern

Sr. Gabriele

Provinzökonomin Arme Schulschwestern