Die lange Tradition von Bildung in den Klöstern

Klöster sind seit Jahrhunderten geistige Zentren und Ausbildungsstätten. Erziehung und Bildung gehörte schon immer zu den hauptsächlichen Arbeitsfeldern der Ordensgemeinschaften. Für Ordensfrauen waren Klöster oft der einzige Ort, an dem sie Zugang zu Lehre und Bildung bekamen. Von hier aus trugen sie ihr Wissen in die Welt. Bekannte Personen wie Hildegard von Bingen, deren Erkenntnisse bis heute weltbekannt sind, zeugen davon. Gerade im Bereich der Mädchenbildung haben sich die klösterlichen Schulen einen Namen gemacht und neue Möglichkeiten geschaffen, gerade im ländlichen Raum. Heute gibt es in Deutschland noch rund 900 katholische und 1.1000 evangelische Schulen. Nicht selten wurden ganze Trakte im Kloster für die Bildungsarbeit genutzt oder das Kloster um neue Gebäude erweitert. Diese ursprüngliche Verwendung und Aufteilung kann die Nachnutzung erleichtern.

Ausgebildet wurde nicht nur in Schulen, sondern auch in eigenen klösterlichen Handwerksbetrieben wie Schlosserei und Schusterei, Bäckerei und Landwirtschaft. Das Kloster Plankstetten ist hierfür ein Vorzeigeobjekt, das sich noch ganz in benediktinischer Ordenshand befindet.

Viele Ordensgemeinschaften wünschen sich, dass der klösterliche Bildungsbetrieb weiterlaufen kann, selbst wenn das Kloster verkauft ist. Wir zeigen Ihnen einige Beispiele, wie das bereits gelungen ist.

Kloster Hegne
Die Schwestern vom heiligen Kreuz betreiben im Kloster Hegne gleich mehreren Schulen, wie hier das Marianum.

Neu aufgestellt im Bereich Bildung und Erziehung

Nach über 170 Jahren franziskanischen Lebens und Wirkens auf der Insel Nonnenwerth gab es einen Umbruch: Insel und Schule wurden verkauft und das von den Franziskanerinnen gegründete Gymnasium wird vom neuen Träger (ISR International School on the Rhine gGmbH) weiter betrieben. Fünf noch auf der Insel ansässige Schwestern und die Verwaltung der Ordensgemeinschaft ziehen sich nach und nach auf das Festland zurück.

Eine weitere Möglichkeit, den Bildungsbetrieb zu erhalten, ist die Übernahme (Trägerschaft) durch die jeweilige Diözese oder die Caritas. Mit dem neuen Eigentümer des Klosters kann ein Pachtvertrag geschlossen werden. Gelungen ist das unter anderem im ehemaligen Kloster Altenhohenau, in dem die Caritas eine Fachschule für Heilerziehungspflege betreibt.

Im Kloster Bernried am Starnberger See, gekauft von der Gemeinde Bernried, finden sich nun eine Kindertagesstätte und (bald) eine Grundschule. Das lang bewährte Bildungshaus St. Martin der Tutzinger Missions-Benediktinerinnen wird in neuer Form weiter betrieben, da die Räumlichkeiten mit 75 Gästezimmern für eine solche Nachnutzung beste Voraussetzungen bieten. Die Übernahme von Klöstern und Liegenschaften durch die ansässige Gemeinde als Kommunalprojekt ist eine gute Möglichkeit, das Wirken der Ordensgemeinschaften für die Zukunft zu sichern.

Das ehemalige Zisterzienserkloster Raitenhaslach (Bayern) ist nach behutsamer Renovierung seit 2016 Akademiezentrum der Technischen Universität München und somit zu einem Standort des internationalen und wissenschaftlichen Austauschs geworden. Es überzeugt durch hohe baukulturelle Qualität.

Die Pädagogische Hochschule Weingarten in Baden-Württemberg bildet ihre Studentinnen und Studenten in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Benediktinerabtei aus. Rund 3.500 Studierende können auf dem großzügigen Campus der aufgelösten Abtei in den barocken Räumlichkeiten und neu angebauten Gebäuden ihren Studien nachgehen (unter anderem Lehramt, Informationstechnik, Sozialwissenschaften und Theologie). Als Hochschulstandort wird die Region für junge Menschen so attraktiver.

Kloster Schlehdorf
Die Erzbischöfliche Realschule St. Immaculata nimmt im Kloster Schlehdorf einen ganzen Flügel ein.

Bei der Suche nach einer Nachnutzung im Bildungsbereich lohnen sich folgende impulsgebende Fragen:

  • Wie kann das Kloster als Ort der Bildung erhalten bleiben? Gibt es die Möglichkeit, dass ein neuer Träger (freier oder privater Träger, Diözese, Staat, Wohlfahrtsverband) den Betrieb (Schule, Kindergarten, Seminarbetrieb) übernimmt? Nehmen Sie Kontakt zu Bund und Ländern, Stiftungen und Vereinen auf, die über die Zukunft der Bildung nachdenken.
  • Kann beispielsweise im Kauf- oder Erbpachtvertrag festgeschrieben werden, dass die Bildungseinrichtung weitere Räume im Gebäude mieten darf?
  • Welche Bildungseinrichtungen fehlen vor Ort im ländlichen Raum oder sind zu überlaufen und suchen nach Erweiterungsmöglichkeiten?
  • Welche Bildungsangebote sind gerade in der Gesellschaft gefragt und welche Ansprechpartnerinnen und -partner gibt es hierzu?

Über Jahrhunderte hinweg waren Klöster Zentren der Bildung, Ausbildung und Erziehung. Diese Möglichkeit einer Nachnutzung anzudenken – eventuell nur für einen Teil des Gebäudes –, trägt dazu bei, das Erbe der Ordensgemeinschaften in die nächste Generation zu überführen.