Klöster – damals wie heute ein Ort des Handwerks, Handels, Gewerbes und der Kultur

Klöster sind nicht nur geistige Zentren, sondern auch Wirtschafts- und Handelsbetriebe. Früher lagen sie oft an bedeutenden Handelsrouten. Damals wie heute sind sie Arbeitgeber für die Region, bilden in verschiedenen Handwerken (Brauereiwesen, Gärtnerei, Veranstaltungstechnik) aus und stellen unterschiedliche Produkte her. Der Verlag Manufactum gibt über die breite Palette der Angebote einen Überblick.

Unter den aktiven Klöstern sind beispielsweise das Kloster Plankstetten und die Abtei Münsterschwarzbach als erfolgreiche wirtschaftliche Unternehmen zu nennen. Im Kloster Roggenburg sind über 100 Mitarbeiter, vorrangig aus dem ländlichen Raum, beschäftigt. Der Klosterbetrieb ist damit ein großer Arbeitgeber der Region. Auch hier übernehmen immer mehr externe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aufgaben der Ordensmitglieder, wenn diese aufgrund ihres Alters kürzertreten.

Das Kloster Wessobrunn in Oberbayern ist ein Ort des Handwerks, seit es 2014 von einem Naturkosmetik-Unternehmen gekauft wurde. Im Klostergarten werden Heilkräuter für die Produktion angebaut. Die Firma nutzt eine Hälfte des Gebäudes für die Weiterverarbeitung und Verwaltung, in der anderen hat traditionelles Handwerk seinen Platz gefunden.

Nicht weit davon entfernt im Kloster Polling werden in einer ehemaligen Bildungsstätte der Augustiner Chorherren heute Oldtimer restauriert. Die Autos stehen im früheren Wirtschaftstrakt, der aufwendig saniert wurde. Die ehemalige Mühle ist als Anschauungsobjekt erhalten und in der früheren Ziegelei befindet sich nun eine Gaststätte.

Das Kloster und Schloss Salem, ein ehemaliges Zisterzienserkloster und seit 2009 überwiegend im Besitz des Landes Baden-Württemberg, gibt heute noch Zeugnis, wie glorreich ein Kloster zu seinen Hochzeiten in allen Bereichen (Bildung, Handwerk, Kunst) aufgestellt sein kann. Heute lässt sich noch die alte Weinpresse aus dem frühen 18. Jahrhundert besichtigen und die gesamte gestaltete Landschaft in der Bodenseeregion trägt die Handschrift der Zisterzienser. Die vom Haus Baden gegründete Schule Schloss Salem sowie einige Gebäudeteile sind noch im Besitz des Adelsgeschlechts.

1.700 Jahre Ordensgeschichte sind auch Kulturgeschichte

Im einzigen Landesmuseum für klösterliche Kulturgeschichte, dem Kloster Dalheim in Nordrhein-Westfalen, zeugen Ausstellungen von der kulturellen Vielfalt der 1.700 Jahre währenden Ordensgeschichte in Deutschland. Unter anderem hatten Musik, Theater, herausragende Kunstschätze (Kirchenmalerei) und Bau-, Garten- und Buchkunst ihren Platz im Leben der Schwestern und Mönche. Diese kulturelle Historie, zusammen mit den baulichen Gegebenheiten aus großen sakralen und nicht sakralen Räumen, prädestinieren ein Kloster als Ort für Konzerte, Lesungen und Vorträge und für eine museale Verwendung.

Gelungen ist das bereits in einigen Klöstern:

Das ehemalige Dominikanerkloster St. Katharinen in Stralsund beherbergt seit vielen Jahren das Meeresmuseum. Mit Hunderttausenden Besuchern jährlich ist es das erfolgreichste Museum in Norddeutschland. Momentan wird es saniert und öffnet im Jahr 2023 erneut seine Tore. Betrieben wird das Museum von der Stiftung Deutsches Meeresmuseum.

Als wichtiges Zentrum für zeitgenössische Kunst ist das ehemalige Kreuzherrenkloster Kloster Benthage über die Landesgrenzen hinweg bekannt und im Besitz der Stadt Rheine. Ein eigenes Museum, Ausstellungen, musikalische und literarische Veranstaltungen sind unter anderem Teil der kulturellen Begegnungsstätte, die dafür sorgsam restauriert wurde.

Im Kloster Posa entwickeln zwei Vereine seit 2013 den Ort kulturell weiter. Mit Kunst- und Ateliertagen, Künstlerresidenzen, kreativen Workshops und innovativen Ausschreibungen wächst das Kloster als Kulturstandort in der Region weiter. Außerdem dienen Gebäudeteile als privater Wohnraum oder Werkstätten. Kloster Posa ist zu einem Quartier mit Kunst, Kultur und Gewerbe geworden.

Im ehemaligen Kloster Gravenhorst der Zisterzienserinnen aus dem Jahr 1256 ist seit über einem Jahrzehnt das Kunsthaus DA der neue Mittelpunkt des Denkmals. Das Kunsthaus Kloster Gravenhorst liegt in der Klosterlandschaft Nordrhein-Westfalen, bietet für Kunstschaffende viele Möglichkeiten (Ausstellungen, Stipendien) und spannt dabei bewusst den Bogen zur Region.

Wie lassen sich Kunst und Kultur im Kloster neu denken?

Programme wie Artists in Residence können Ideen und Impulse dafür geben, wie das Kloster als Kunstraum etabliert werden kann. Künstlerinnen und Künstlern wird an verschiedenen Orten – wie etwa an der internationalen transdisziplinären Akademie Schloss Solitude – die Möglichkeit gegeben, im Rahmen eines Stipendiums ein Jahr vor Ort zu wohnen und zu arbeiten. Zusammen mit dem Fachbereich arts, science & business werden Installationen, Ausstellungen, Vorträge und Austausch realisiert.

Da der Kulturbereich finanziell wenig gewinnbringend ist, kann über die Beantragung von Fördermitteln (beispielsweise bei der Kommune, dem Landkreis, den Bundesländern, dem Bund oder bei Kunststiftungen) nachgedacht werden, um Ausstellungen und Lesungen zu finanzieren. Weitere Fördermöglichkeiten stehen natürlich offen. Hier sind Eigeninitiative und Kreativität gefragt.