OrdensgemeinschaftMissions-Dominikanerinnen
Erbaut1780
RegionOberbayern
Websitecohaus-schlehdorf.de
Website des Ortesschlehdorf.de

Der Ort Schlehdorf

Von Weitem sichtbar liegt das Kloster Schlehdorf auf einer Erhöhung oberhalb des Ortes Schlehdorf am Kochelsee. Schlehdorf hat rund 1.250 Einwohner und ist ein von Landwirtschaft geprägter Ort. Außerdem gibt es zwei Familien, die am Kochelsee berufsmäßige Fischerei betreiben.

Hervorzuheben ist die spezielle Anordnung der Häuser im Ortskern. Schlehdorf wurde im Jahre 1846 bei einer Brandkatastrophe fast vollständig zerstört und nach einem exakten Bauplan wieder erbaut. Die zwölf annähernd gleich aussehenden Bauernhöfe in der Seestraße stehen unter Denkmalschutz.

Der Kochelsee schließt sich direkt an den Ort an und ist nicht nur für Einheimische ein beliebtes Freizeitgebiet am Fuße der Alpen. Die Nähe zur Autobahn nach München und Garmisch-Partenkirchen zieht viele Tagestouristen in die Gegend, wovon vor allem die Gastronomie und Hotellerie profitieren. An den Wochenenden kann der Lärm der Motorräder und Autos allerdings zur Belastung werden. Ein Bioladen und ein kleiner Lebensmittelladen dienen der Dorfgemeinschaft zur Versorgung des alltäglichen Bedarfs. Ein Kindergarten, eine Grundschule und eine Realschule bieten Kindern und Jugendlichen eine schulische Perspektive auf dem Land.

Das Dorfleben findet in unterschiedlichen Vereinen wie beispielsweise im Fußball-, Trachten-, Schützen- und Fischereiverein statt. Das Interesse der Münchnerinnen und Münchner an Wohnraum in Schlehdorf ist groß. Hier fehlt es aktuell an finanzierbaren Grundstücken und Wohnungen, vor allem für die einheimische Bevölkerung. Absehbar ist dennoch, dass der Ort weiter wachsen wird. Die Gemeinde ist gefragt, passende Lösungen für die Dorfentwicklung zu finden, ohne zu viel Fläche zu versiegeln und dabei gleichzeitig die regionale Baukultur zu berücksichtigen.

Geschichte des Klosters

Die erste urkundliche Nennung von villa shlehdorf geht auf das Jahr 763 zurück, als hinter Mittenwald, bei Scharnitz, ein Benediktinerkloster gegründet wurde. Dieses wurde kurz darauf nach Schlehdorf verlegt. Damals noch auf dem Klosteranger stehend, ging das erste Kloster vermutlich Anfang des 10. Jahrhunderts zur Zeit der Ungarnstürme unter. Ein Nachfolgekloster der Augustiner Chorherren entstand auf dem früheren Klosterareal ab 1140. Es brannte samt der Kirche im Jahr 1784 vollständig ab. Glücklicherweise war zum Zeitpunkt des Feuers der Südflügel eines Klosterneubaus auf dem Kirchbichl, der 1718 begonnen worden war, fast fertig. Zu dieser Anlage gehört in der Mitte die Klosterkirche St. Tertulin. Diese wurde 1780 vollendet und im Zuge der Säkularisation 1803 verstaatlicht. Sie ist heute Pfarrkirche. Der geplante Nordflügel war damals aus Mangel an Geldmitteln noch nicht realisiert.

Kirche St. Tertulin
Die Pfarrkirche St. Tertulin, die das Kloster in der Mitte teilt.

Das Wirken der Missions-Dominikanerinnen

Das Kloster selbst wechselte mehrmals den Besitzer und wurde schließlich 1904 von den Missions-Dominikanerinnen von King-Williams-Town (Südafrika) als Aussendungskloster für die Missionsarbeit erworben. Bis zu 100 Schwestern lebten und arbeiteten zu Hochzeiten im Kloster. Der Lebensunterhalt wurde anfangs vor allem über die Landwirtschaft bestritten. Die Missions-Dominikanerinnen bauten das Kloster zu einer Aus- und Fortbildungsstätte um. Als erstes entstand für junge Frauen aus dem engeren und weiteren Umland eine Haushaltsschule mit Internat, 1927 erweiterten die Dominikanerinnen das Kloster nach den ursprünglichen Plänen um den Nordflügel.

Seit 1954 ist dort die Realschule untergebracht. 1991 und 2003 erfolgten die bis jetzt letzten baulichen Erweiterungen für die Realschule St. Immaculata. Diese ging 2004 in die Trägerschaft der Erzdiözese München-Freising über und ist seit 2015 auch für Jungen geöffnet. Neben der Bildungsarbeit betrieben die Missions-Dominikanerinnen unter anderem eine Malschule, eine Tischlerei und eine Schusterei. In diesen Handwerksbetrieben wurden Lehrlinge ausgebildet und viele Menschen aus dem Ort beschäftigt. Zusätzlich bewirtschafteten sie 50 ha Land mit eigener Landwirtschaft und Gärtnerei.

Im Kloster selbst gab es einen Gäste- und Seminarbetrieb mit Exerzitienhaus für 32 Personen. Das Kloster war als Arbeitgeber, Bildungsträger und geistiger Mittelpunkt eng mit dem Ort Schlehdorf verbunden. 2012 zeichnete sich ab, dass die Ordensgemeinschaft das Klostergebäude aufgrund von Nachwuchsmangel verkaufen würde. Im Jahr 2018 bezogen die Schwestern ihr neues Zuhause unweit des Klosters im Ort. Von dort aus gehen sie weiter ihren Aufgaben, beispielsweise der spirituellen Begleitung, nach.

Neues und altes Kloster
Das neue Domizil der Schwestern; im Hintergrund das alte Kloster

2020 ging das Kloster an die Münchner Wohnungsgenossenschaft Wogeno eG über. Die ehemalige Herberge, in der Schwestern lebten, die in die Mission ausgesandt wurden, und die landwirtschaftlichen Gebäude wurden 2021 von der Genossenschaft Klostergut Schlehdorf eG erworben. Hier sollen in Zukunft Wohnungen für Familien entstehen. Die Genossenschaft betreibt einen kleinen Hofladen, in dem unter anderem die Erträge aus der eigenen ökosozialen Landwirtschaft und Gärtnerei vertrieben werden. Außerdem können ein Seminarhaus und einfache Gästezimmer für Veranstaltungen gebucht werden. Ganz in der Nähe des naturbelassenen Karpfsees wird auf dem Islandpferdehof der Genossenschaft Reitpädagogik angeboten. Die Missions-Dominikanerinnen besitzen neben ihrem neuen Kloster noch einige kleinere Flächen im Umfeld des Klosters, die aktuell zum Verkauf stehen.